Fotoreportage

HAMBACHER FORST

Nach vielen Höhen und Tiefen, regelrechten Schlachten zwischen Polizei, RWE-Securities und den Umweltaktivisten, hat letztlich die standhafte Besetzung des Waldes, mit den vielen bunten Baumhäusern in luftiger Höhe, den Aktivisten viel Aufmerksamkeit gebracht – vor allem medial. Dieser Umstand führte wiederum dazu, dass Menschen aus ganz Europa herkamen, um für den Erhalt des Waldes zu demonstrieren und notfalls zu kämpfen. Auch viele bekannte Gesichter, so wie z.B. die Kapitänin Carola Rackete, die Mitte 2019 durch die „illegale“ Rettung von Flüchtlingen vor der italienischen Küste bekannt wurde, demonstrierte noch 2018 gemeinsam mit den „Ende Gelände Aktivisten“ im Hambacher Forst.

Im August 2019 kam sogar Greta Thunberg das erste Mal zu einem Spontanbesuch in den Hambacher Forst. Sie zeigte sich schockiert über das Ausmaß und die schiere Größe des Tagebau Hambach.

Irgendwann später wurde vom RWE eingelenkt. Ein Sieg für die Umweltaktivisten und die Natur.
Der Hambi bleibt…fragt sich nur wie lange, denn die Grundwasserzufuhr des Waldes ist untergraben worden, daher ist es fraglich, ob der Wald lange bestehen kann.

HEBRON

Eines der schwierigsten Touren, welche ich 2015 gemacht haben, war die Tour mit einem befreundeten Palästinenser und Menschenrechtler, welcher uns aus der touristisch noch gut behüteten Stadt Betlehem hinaus nach Hebron führte (arab. Al Khalil / hebr. Hevron).
Die Stadt war größer und viel impulsiver als Betlehem. Viel geschäftstüchtiges Treiben auf der Straße, Gerüche von Essen und Gewürzen in der Luft, aber auch viele ärmere Leute zu sehen.

Nachdem wir durch verschiedene Gänge und Märkte schlenderten und uns noch die überaus wichtige und heilige Abraham Moschee (Ibrahimi Masjid) angeschaut haben (erbaut über einer ehemaligen Höhle vom Propheten Abraham, dem „Vater“ aller abrahamitischen Religionen), kamen wir zum eigentlichen Ziel unserer Tour:

Ein fast hermetisch abgeriegeltes Siedlungsgebiet von israelischen Hardlinern mitten in der City vom palästinensischen Hebron, gesichert durch mehrere militärische Checkpoints, hunderte Soldaten und seit kurzem sogar Selbstschussanlagen.

Eines der Schicksale, welches uns besonders berührt hat, war die Geschichte von Hashem Azzeh und seiner Familie. Bereits der Weg zu Hashem´s Haus war ziemlich abenteuerlich, weil sein Haus fast in Gänze von israelischen Siedlerhäusern „umstellt“ ist.
Für einen alten Mann, nach 2 Bypass-OPs, kein einfacher Weg. Es kommt mir vor wie gestern, als wir bei Ihm saßen und er uns all die unfassbaren Erlebnisse geschildert hat, welche er und seine Familie bereits durchleben mussten.
So erzählte er uns beispielsweise davon, dass bereits mehrfach bei ihnen im Haus eingebrochen worden ist und bei zwei dieser Einbrüche war seine schwangere Frau und seine Kinder anwesend. Bei einem dieser Einbrüche schlugen und traten diese „Siedler“ mehrfach auf seine schwangere Frau ein, so das sie ihr Kind verloren hat. Als sie zwei Jahre später wieder schwanger war, hat man sie abends auf der Straße abgefangen und sie fast totgeschlagen – abermals verlor sie ihr ungeborenes Kind.

Hashem war früher einmal Arzt in einem Krankenhaus in Hebron gewesen. Aber er konnte seinem Beruf nicht mehr ausüben, weil er immer wieder am Checkpoint schikaniert worden ist. Mal hat man ihn durchgelassen, mal nicht. Manchmal musste er auch im Krankenhaus übernachten, weil man Ihn nicht zurück in sein Haus gelassen hat. Irgendwann wurde er gekündigt, nachdem man ihn für mehrere Wochen unter Hausarrest gestellt hat. Hashem hatte bereits zwei OPs an seinem Herzen überstanden, welche er bei vollem Bewusstsein machen lassen hat, weil er Angst hatte, dass man ihn während der OP töten wollte! Das muss man sich mal vorstellen!?

(kleine Anm.: Hashems Frau hatte bereits vor Jahren meine Aufmerksamkeit mit diesem Video erregt)

Nach etwa einer Stunde bei Hashem, haben wir uns verabschiedet. Hashem sagte mir noch, dass wir unbedingt über Facebook und Whatsapp in Kontakt bleiben sollten und dass ich gerne auch mit ihm ein Video-/Fotoprojekt starten kann. Aber Leider kam es dazu nicht mehr. Es gab einen tödlichen Zwischenfall:
Nachdem Hashem mit Tränengas beschossen worden ist, erlitt er kurz darauf einen weiteren Herzinfarkt. Erschwerend kam hinzu, dass der herbeigerufene Krankenwagen nicht zu seinem Haus durchgelassen wurde (Palästinenser dürfen in diesem Gebiet kein Auto fahren – Siedler schon). Daher musste Hashem zu Fuß zum nächsten Checkpoint gebracht werden.
Am Checkpoint wurde der ohnmächtige Hashem auch noch nach Waffen durchsucht. Als Hashem endlich im Krankenwagen war, hielt man den Krankenwagen weitere Minuten am Checkpoint zurück und durchsuchte nochmals den Krankenwagen nach Waffen.

Auf dem Weg zum Krankenhaus verstarb Hashem. Das ist der letzte Artikel zu seinen Todesumständen

Hier geht es noch zum sehenswerten Trailer der Dokumentation „Welcome to Hebron“